Neben der ebswien Kläranlage in Simmering ist unlängst die leistungsstärkste und umweltfreundlichste Großwärmepumpen-Anlage Europas in Betrieb gegangen. Sie versorgt 56.000 Haushalte mit klimaneutral erzeugter Wärme.
Energie aus dem Kanal
In der Wiener Kanalisation stecken ungeheure Mengen an Energie. Denn das Abwasser aus hunderttausenden Haushalten hat genügend Restwärme, um damit klimafreundlich und umweltschonend Energie zu erzeugen. Das macht sich jetzt die Stadt Wien zunutze und holt mit der leistungsstärksten Großwärmepumpe Europas genügend klimaneutrale Wärme aus der Restwärme des gereinigten Kläranlagen-Abwassers in Simmering, die bislang ungenutzt in den Donaukanal abgeleitet wurde. 56.000 Haushalte können so klimaneutral mit Fernwärme versorgt werden. Die erste Ausbaustufe dieser innovativen Technologie wurde Ende 2023 fertiggestellt. Bis 2027 folgen drei weitere Anlagen. Im Vollausbau erzeugt Wien Energie an diesem Standort dann Fernwärme mit einer Leistung von 110 Megawatt für bis zu 112.000 Haushalte in der Bundeshauptstadt.
100 Prozent erneuerbare Energie
Bürgermeister Michael Ludwig: „Wien wird bis 2040 klimaneutral. Die Wärmepumpen-Anlage bei der Kläranlage ist ein großer Meilenstein auf diesem Weg. Als Stadt drehen wir an allen Stellschrauben und nutzen jede erneuerbare Wärmequelle, die uns zur Verfügung steht. Allein mit dieser neuen Anlage von Wien Energie können wir in der ersten Ausbaustufe schon bis zu 56.000 Wiener Haushalte mit grüner Fernwärme versorgen. Mit unseren Wärmepumpen sind wir europaweit Vorreiter.“
Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke ergänzt: „Wir nutzen Wärme, die vorhanden ist und heizen damit klimafreundlich die Wohnungen der Wienerinnen und Wiener. ‚Raus aus Gas‘ ist für uns nicht nur eine Überschrift, sondern ein konkreter Handlungsauftrag. Mit solchen Leuchtturmprojekten wie der Großwärmepumpe setzen wir die Wärmewende in Wien Stück für Stück um.“
Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky ist folgender Aspekt besonders wichtig: „Die Kläranlage in Simmering ist ein Vorzeigebeispiel. Hier wird das Abwasser, der Klärschlamm, die Wasserkraft und die Sonnenenergie genutzt, um sauberen Strom und klimafreundliche Wärme zu gewinnen.“
Raus aus Gas bei Fernwärme
Die Erzeugung von Wärme ist für rund 40 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich. Wien Energie stellt die Fernwärme, die heute noch zu knapp mehr als der Hälfte mit fossilen Energieträgern erzeugt wird, sukzessive auf nachhaltige Quellen um. Die Großwärmepumpe bei der Kläranlage ist ein großer Schritt bei der Umsetzung dieses Ziels. Übrigens: Mit Strom aus dem nahegelegenen Donaukraftwerk Freudenau und der Abwärme aus dem Abwasser der Kläranlage kann die Großwärmepumpe zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien betrieben werden.
Neue Pumpstation
Um diese großen Wärmemengen auch im Fernwärmenetz verteilen zu können, hat Wien Energie am Kraftwerksstandort Simmering eine neue Fernwärme-Pumpstation errichtet, die pro Minute rund 6.000 Kubikmeter Warmwasser durch das Fernwärmenetz pumpt.
Zukunftsnetz
Das Wiener Fernwärmenetz ist mit über 1.300 Kilometern Länge schon heute eines der größten Europas. Und es soll dank innovativer Technologien wie die Großwärmepumpen oder auch die Nutzung der Geothermie als klimafreundliche Wärmequelle weiter wachsen. Wien Energie versorgt bereits 440.000 Wiener Haushalte und 7.800 Großkunden aus der Industrie, dem Gesundheitswesen und anderen wichtigen Wirtschaftsbereichen mit Fernwärme. Bis 2040 sollen rund 56 Prozent der Wiener Haushalte mit klimaneutraler Fernwärme versorgt werden.
Dabei werden neben dem Abwasser in Wien auch andere natürliche Wärmequellen genutzt. Darunter fällt etwa die Abwärmenutzung aus dem Thermalwasser der Therme Wien. Hier sorgt das warme Wasser aus den Thermalbecken für den Betrieb von zwei komakten Wärmepumpen mit einer Leistung von rund 2,2 MW, mit deren Hilfe rund 1.900 Haushalte in Oberlaa mit klimafreundlich erzeugter Wärme versorgt werden können. Damit werden jährlich 2.600 Tonnen CO2 eingespart.Wesentlich mehr Potenzial liegt in der Nutzung der Geothermie, denn unterhalb Wiens liegt in der Tiefe eine Heißwasserblase, die zur Energierzeugung genutzt werden soll.