Schon Wolfgang Ambros wusste um den besonderen Reiz des Wiener Zentralfriedhofs, dessen ganz spezielle Stimmung er wortgewaltig besungen hat. Bei einer Nachtführung mit Gabriele Saeidi lernt man Wiens beliebtesten Gottesacker von seiner gruselig-schönen Seite kennen. Und bekommt jede Menge Wiener Gschichterln über den Tod zu hören.
Stadtspaziergang der anderen Art
Tagsüber sind die Pforten des Wiener Zentralfriedhofs für alle Menschen geöffnet. Doch bei Nacht wird der Friedhof versperrt, denn nichts soll die Ruhe der Toten stören. Nur eine kleine Gruppe Auserwählter darf hinein, und zwar jene, die sich zu einer Nachtführung am Zentralfriedhof angemeldet haben. Gänsehaut, viel schwarzer Humor und so manche Überraschung sind bei dem Rundgang um die Friedhofskirche garantiert.
Simmeringerin führt ins Reich der Toten
Die Idee zu dieser ganz besonderen Führung hatte Gabriele Saeidi schon länger. Kein Wunder, ist doch die Simmeringerin, die noch immer im Bezirk wohnt, mit den Millionen Toten als Nachbarn aufgewachsen. Da war es für die gelernte Fremdenführerin naheliegend, in einer Stadt, die schon immer ein morbid-erotisches Verhältnis zum Tod und der „schönen Leich“, also dem besonders prunkvollen Begräbnis, hatte, ein entsprechendes Angebot zu entwickeln. Saeidi: „Es heißt ja nicht umsonst ,der Tod, das muss ein Wiener sein‘. Es ist ja auch unglaublich, wie viele witzige, tragische und morbide Geschichten es um den Zentralfriedhof und seine ‚Bewohner‘ gibt.“
Die Zähne vom Schani
Da erfährt man, warum in die Grabskulptur von Walzerkönig Johann Strauss ein künstliches Gebiss eingemeisselt wurde, was es mit den begehrten Arkadengräbern bei Tor 2 auf sich hat und warum das Grabmahl der Opfer des Ringstraßenbrandes noch heute ein bedrückendes Zeugnis einer der größten Katastrophen der Wiener Stadtgeschichte ist. Und Fledermäuse, Rehe und Hasen sind die Begleiter beim nächtlichen Rundgang.