Trotz positiver Bedarfserhebung und dem Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung liegt das Projekt der Verlängerung des „72ers“ wegen eines Vetos Niederösterreichs auf Eis.
Eigentlich alles klar, aber…
Es geht um bescheidene 2,75 Kilometer. So lange ist die Neubaustrecke, die notwendig wäre, um die geplante neue Simmeringer Straßenbahnlinie 72 von der U3-Stations Simmering bis ins Schwechater Stadtgebiet zu verlängern und damit eine Region mit extrem hohen Pendleranteil nach Wien direkt an das öffentliche Verkehrsnetz in Wien anzubinden. Noch vor einem Jahr waren sich die Gemeinde Wien und das Land Niederösterreich einig, dass dieses Projekt sinnvoll und im Sinne des Klimaschutzes und der Entlastung der notorisch verstopfen Einfallstraßen nach Wien ist. Auch alle politischen Mandatare in Simmering und Schwechat waren über Parteigrenzen hinweg für den die Landesgrenzen überwindenden „72er“. Die Gespräche mit dem Bund zwecks Unterstützung bei den rund 60 Millionen Euro teuren Projektes sind ebenfalls positiv verkaufen. Wiens Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ): „Wir haben eine Finanzierungszusage vom Bund, die ein sehr großzügiges Angebot ist. Wir könnten es einfach umsetzen.“
Ausgebremst
Die Betonung liegt auf „könnten“. Denn Niederösterreichs Landeshauptfrau-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ) hat das Projekt einer Bim nach Schwechat vorerst einmal gestoppt. Er fordert neue Zahlen zu den Baukosten. Gemeint ist wohl eine Neuberechnung angesichts der Inflation. Doch Sima ortet andere Beweggründe: „Ich habe einfach sehr stark das Gefühl, auf niederösterreichischer Seite hat man offensichtlich das Interesse an dem Projekt verloren.“
Auslöser war die Kritik von Udo Landbauer an den vorgelegten Baukosten. Ein solches Projekt werde man, so Landbauer „nicht leichtfertig von heute auf morgen durchpeitschen.“ Er fordert eine Neuberechnung von Wien.
Von einem Durchpeitschen dieses Verkehrsvorhabens, wie von Landbauer formuliert, kann, so Sima, angesichts der langen Projektierungsphase, an der alle wichtigen Stakeholder beider Bundesländer beteiligt waren, keine Rede sein, Immerhin sollte der 72er ja laut des von beiden Seiten begrüßten Planes 2025 in Betrieb gehen.